Martin Hagen aus Dornbirn, am 20. September 2022 um 13:05
Abschied an der Aare...
...und als wir ans Ufer kamen, ein neues Projekt "im Köcher" - ein weiteres im Ärmel, da war ich froh.
Wir hatten wie immer stundenlang philosophiert, gelacht und getrunken. Über dem Bodensee lag noch Nebel, da war es klar. Mit seiner raschen Auffassungsgabe, mit seinem kritischen Verstand hatte er unser Projekt "welcome.zu.flucht" in Vorarlberg gleich verstanden. Für Geflüchtete, im Jahr 2015. Jelena Mair war mit an Bord.
Da setzten wir die Segel - rollten die Genua aus und schlürften kühlen "Grünen Veltliner" im Schatten unter dem Großsegel. Da setzten wir über zum Schweizer Ufer, sprachen über Armut und Reichtum und da war es auch, dass unsere Ideen grenzüberschreitend wurden. Martina Eisendle schreib für uns alles ins Logbuch - und später wurde über der Grenze "Allrights" und "Tandems" daraus.
Markus Gander verkörperte viele der Prinzipien der Offenen Jugendarbeit in seiner Persönlichkeit. Akzeptierende Grundhaltung, offen, immer seinem Gegenüber zugewandt, innovativ, gesellig und sozial kritisch, stets parteiisch für Jugendliche.
Ein anderes Mal und lange zuvor in Meran, ich glaube es war 2004, da saßen wir bei der legendären 5-Länder Fachtagung und verstanden uns blendend. Markus war der geborene Kommunikator. Einer der Probleme wie starre Knoten zu lösen wusste. Immer gab es Wertschätzung und das lässt die Angst im Kielwasser zurück, schafft Platz für Kreativität, Mut und Zuversicht. Du hattest die Gabe, allen Menschen Mut zu machen. Du hast auch mir Mut gemacht. Mut, den wir dringend brauchen. Du, der "Social Entrepreneur des Jahres 2006" hattest Zugang zum erlauchten Kreis der Vermögenden. Das und vieles mehr habe ich von Dir gelernt. Auch die Ermutiger brauchen Ermutigung! Das hast Du immer schon gewusst.
Mal verschwand er für ein Weilchen und war dann plötzlich - stark wie immer - einfach wieder da. So wie 2015 bei der 10 Jahres Feier der "Plattform Offene Jugendarbeit Tirol" in Innsbruck. Oder zuletzt bei 30 Jahre "Offene Jugendarbeit Dornbirn" im Juni dieses Jahres. Diese Wertschätzung hat uns so gutgetan. DA werden wir weitermachen wo Du NIE aufgehört hast. Wie beim unvergesslichen Festival "Halt auf Verlangen" - wo Markus überall mittendrin war oder noch besser: bei der Mündung des großen Stroms Deiner Ideen.
Wir werden weitermachen bei unseren Träumen am Ufer eines Sees oder hier an der schönen Aare. So wie Du es vorgelebt hast. Denn wir sind nicht "hilflose oder hoffnungslose Idioten", im Gegenteil, wir können weiterhin was erreichen in Sachen Chancengerechtigkeit. Du hast gekämpft für eine friedliche Koexistenz! Du hast Dich eingesetzt für die Rechte junger Menschen, besonders jene, die ins falsche Nest gefallen sind! Sogar für jene, die am Bahnsteig liegen.
Ach ja und zuletzt, noch vor zwei Tagen, da traf ich Lukas Trentini, den Chef der "Plattform Offene Jugendarbeit Tirol" und Leute vom "Netz - Offene Jugendarbeit Südtirol", das war wieder am Wasser, diesmal in Zell am See in Salzburg. Und als Sprecher der "koje - Koordinationsbüro Offene Jugendarbeit und Entwicklung" darf ich mit tiefem Respekt sagen: DANKE MARKUS! Du bist einer der wirklich, der echten GROSSEN unserer Zunft. Es wäre uns eine Ehre, für Dich - für uns, die 5 Länder Fachtagung wieder mitmachen zu dürfen.
Vielleicht diesmal am See, vielleicht am Bieler See?
Du hast uns nämlich gezeigt, dass es geht, das mit der GERECHTEREN WELT. Und zwar mit Deiner bewundernswerten Gelassenheit, mit Deiner revolutionären Geduld, Deiner hartnäckigen Zuversicht, mit Deiner sturen Konsequenz. Danke Gandi!